Sicherer Schutz für Glasfasernetze

Glasfaserkabel im öffentlichen Raum bilden das Rückgrat für die Breitbandversorgung ganzer Länder. Sie liegen aber oft leicht erreichbar in Schächten, Erdgräben, Tunnels oder an Gebäuden und Bahnlinien. Ein umfassender Schutz der Glasfasernetze ist daher unerlässlich.

Glasfaser
Quelle: iStock-kynny

Die Sicherheitsrisiken für öffentliche Glasfasernetze steigen. Allein schon durch die enorm wachsende Menge an Kabeln, Strassenkabinen, Muffen, oberirdischen Leitungen und Hauseinführungen entsteht ein höheres Risikopotenzial. Die Gefahren reichen von unsachgemässer Handhabung über Abhörversuche und Katastrophen bis hin zu Vandalismus, Sabotage oder Schäden durch Bauarbeiten. Die folgenden Tipps und Empfehlungen lassen sich pragmatisch umsetzen und sorgen so für einen umfassenden Schutz der Netze.

Lückenlose Dokumentation

Wer lückenlos und zeitnah erfasst, wo und wie Kabel verlegt wurden und welche Punkte sie verbinden, kann bei Ausfällen gezielt reagieren oder sie bestenfalls auch gleich verhindern. Ausfallszenarien, Alarmierungsprozesse, Wartungsintervalle oder Messergebnisse sollten immer exakt dokumentiert werden. Gerade bei kritischen Ausfällen wie beispielsweise bei Strassen und Bahn-Signalisierungsanlagen, in Kraftwerk-Leitständen oder Rechenzentren ist eine schnelle Reaktion unerlässlich und eine genau Dokumentation daher essenziell. Dass es aber gar nicht so weit kommt, ist insbesondere bei sicherheitskritischen Anwendungen ein redundantes System Pflicht. Dieses erleichtert das schnelle Umstellen des Netzwerks respektive deren Wiederaufnahme enorm.

Glasfaser
Schutz vor möglichen Beschädigungen spielt bei der FTTH-Verkabelung eine wichtige Rolle. Die Kabel und Muffen liegen nur knapp unter der Erde beziehungsweise im Strassenschacht.
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Biegeradien einhalten

Glasfasern sind biegeempfindlich. Zu starke und zu häufige Biegungen dämpfen die Signalübertragung, das nichtsichtbare Licht tritt aus dem Kern aus und führt zu einer Verlangsamung oder gar Verlust des Signals. Im schlimmsten Fall droht der Bruch der Faser. Bei der Installation ist daher streng auf den Biegeradius der Kabel und auf ausreichend Faserreserven für künftige Wartungsarbeiten zu achten.

Staub und Wasser

Fiberoptische Verbindungen müssen staubfrei sein, denn Staub stört die Lichtübertragung an den Kontakten. Auch Feuchtigkeit kann sich nachteilig auswirken, da Wasserstoff-Ionen in den Kern der Glasfaser diffundieren und so schleichend die Dämpfung im lichtleitenden Kern erhöhen können. Im unterirdischen Leitungsbau sollten längswasserdichte Kabel mit Füllungen aus Gel oder Quellgarn verwendet werden. Das Gel verhindert die weitere Ausbreitung von Wasser in der Bündelader sowie den Kontakt mit der Glasfaser. Der Schaden kann so lokal gehalten und einfacher repariert werden. Heutige Kabel verwenden auch immer öfters Quellgarne, die bei Kontakt mit Wasser aufquellen und Längswasserdichtigkeit herstellen. Vorteil: Das Kabel lässt sich in der Regel angenehmer verarbeiten (trockene Konstruktion), da kein Gel entfernt werden muss. Im oberirdischen Leitungsbau helfen Blind-Mating-Lösungen, also lösbare, selbstzentrierende Steckverbinder, Schmutzeintrag zu vermeiden.

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Glasfaser Mobilfunk
Die Glasfaserverkabelung an Mobilfunkantennen ist oft nur durch einen Zaun geschützt.
Quelle: damm.com.de

Verstärkte Armierung

Kabel können bei Erdarbeiten berührt oder durch Nagetiere angegriffen werden. Eine starke Armierung im Kabelmantel und widerstandsfähige Rohre sorgen für Schutz. Solche verstärkten Kabel sind in unterschiedlichsten Varianten erhältlich. Für einen einfachen Nagerschutz können Kabel mit Fasergewebe oder Stahlbändern verwendet werden, darin verbeissen sich die Tiere und lassen vom Kabel ab. Teurere Varianten setzen auf eine robuste Stahlarmierung. Diese bieten einen besseren Schutz, bedeuten jedoch für den Installateur einen erheblichen Mehraufwand bei der Installation.

Schutz vor Fremdzugriff

Kabinen, Schächte und Unterflurverteiler müssen so verriegelt sein, dass nur autorisierte Personen diese öffnen können. An sicherheitskritischen Standorten wie Bahnstrecken, Flughäfen oder Energieversorgern empfehlen sich eine zusätzliche Panzerung, die Verwendung von schlagfesten Gehäusen und Zäunen mit Stacheldrahtkronen. Die Rohre sollten ausserdem tiefer verlegt werden als üblicherweise und auf Redundanz ausgelegt sein.

Abhörsicherheit

Glasfasern lassen sich mittels optischer Splitter oder Biegekoppler anzapfen. Erstere können ein optisches Signal in mehrere Signale aufteilen und werden beispielsweise bei der FTTH-Erschliessung, wobei mit einer Zuleitung mehrere Teilnehmer versorgt werden, eingesetzt. Biegekoppler dienen dazu, Lichtsignale von einer Glasfaser auf eine andere zu übertragen und sind in medizinischen Anwendungen oder Telekommunikationssystemen unabdingbar. Beide Technologien lassen sich aber auch zweckentfremden. Mit einem Active Faser Monitoring (AFM) oder einer OTDR-Messung können Veränderungen in der Lichtübertragung aber selbst über grosse Distanzen lokalisiert werden. Diese überwachen die Signalqualität, messen die Dämpfung auf einer Strecke und können auch zur Bruchstellen-Lokalisation eingesetzt werden.

Fazit

Um das Potenzial von öffentlichen Glasfasernetzen voll auszuschöpfen, ist es wichtig, die Empfehlungen für den Schutz der Kabel von Anfang an zu berücksichtigen. Schon in der Planungsphase lassen sich Sicherheitsrisiken minimieren. Eine genaue Planung der Tiefbauarbeiten, ausführliche Trainings der Fachkräfte, Baufirmen und Projektleiter und eine klare Abstimmung mit Behörden, Kommunen, Versorgern und Eigentümern wird daher dringend empfohlen.

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