Elektroinstallationen: Klare Beschriftungen schaffen Sicherheit

Elektroinstallationen werden gezielt versteckt, sie sollen zuverlässig, übersichtlich, aber wenn möglich unsichtbar sein. Ganz im Gegenteil zur Beschriftung solcher Installationen. Sie sollen korrekt, klar und gut sichtbar angebracht werden und somit für die Sicherheit elektrischer Anlagen sorgen. Denn eine saubere Beschriftung zeugt ebenfalls von einer sauberen Installation.

Beschriftung
Quelle: Electrosuisse

Das Wichtigste in Kürze

Oft wird die Beschriftung als lästige Pflicht am Ende einer Installation behandelt – doch sie ist Teil der Installation selbst. Wer klug plant, vorausschauend beschriftet und mit Augenmass dokumentiert, schafft Anlagen, die nicht nur heute funktionieren, sondern auch in zig Jahren noch nachvollziehbar sind. Und wer beschriftet, was er baut, beweist nicht nur technisches Können, sondern auch Respekt gegenüber den Menschen, die mit der Anlage arbeiten, sie prüfen oder betreiben.

Warum ist eine saubere Beschriftung von Elektroinstallationen Pflicht? Allem voran steht die Sicherheit von Benutzern sowie Bedien- und Wartungspersonal. Nur übersichtliche und gut beschriftete Anlageteile können zuverlässig vom Netz getrennt werden. Weiter sind Warn- und Hinweisschilder unabdingbar, um vor elektrischen und nichtelektrischen Gefahren zu warnen und Unfälle zu verhindern.

Eine klare und durchgängige Beschriftung erleichtert die Messung und Zertifizierung, insbesondere bei UKV-Installationen. Auch bei der Erstprüfung und der periodischen Kontrolle erlaubt eine saubere Bezeichnung die systematische Kontrolle der Anlage. Gemäss aktueller Mängelstatistik des VSEK sind rund 13 Prozent der Mängel auf fehlende oder mangelhafte Beschriftungen zurückzuführen, das ist Platz drei in den Mängelcharts. Die einfache Identifikation von Leitungen und Betriebsmitteln erleichtert und beschleunigt die Fehlersuche und Reparatur, die Ausfallzeit wird verringert und die Nerven von Servicetechnikern geschont. Auch die Rapportierung und Nachverfolgung von Reparatur- und Wartungsarbeiten wird dadurch wesentlich verbessert.

Was sagt die Norm?

Die NIN 2025 liefert unter 5.1.4.1 Informationen zu den Mindestanforderungen, was Kennzeichnung und Beschriftung angeht. Sobald die Möglichkeit zur Verwechslung besteht, sind demnach Schilder oder andere Kennzeichnungen an Schalt- oder Steuergeräten anzubringen. Wenn die Funktion von Schalt- und Steuergeräten nicht vom Bediener beobachtet werden kann und dieser Umstand eine Gefahr darstellen könnte, muss eine geeignete Anzeige angebracht werden (z. B. eine Signalleuchte). Kabel, Leitungen und Leiter müssen für Prüfung, Instandhaltung oder Änderung eindeutig zugeordnet werden können. Dies geschieht durch Kennzeichnung, aber auch durch eine logische und nachvollziehbare Anordnung. Schutzeinrichtungen müssen so angeordnet und gekennzeichnet werden, dass die geschützten Stromkreise leicht erkannt werden können. Dazu gehört neben der Beschriftung auch eine Anlagedokumentation, die aus Schema und Legende besteht.

Unklare Beschriftung
Sind Beschriftungen unklar, wird gerne mal improvisiert.
Quelle: Electrosuisse

Anordnen und Zuordnen

Eine geeignete Anordnung von Betriebsmitteln ist die Basis für eine intuitive Bedienung und erübrigt in einigen Fällen eine detaillierte Beschriftung. Wenn eine Schalterkombination die Anordnung der Beleuchtungskörper im Raum sinngemäss abbildet, ist die Bedienung meist intuitiv. Auch die Bestückung und Zuordnung von Schalt- und Steuergeräten in Schaltgerätekombinationen sollte nach einem logischen Muster erfolgen. Typischerweise ist dies von grob nach fein, von unten nach oben, bei Bezügersicherungen von links nach rechts, entsprechend der Anordnung der Wohnungstüren im Treppenhaus von unten nach oben usw.

Die Bezeichnung bzw. Namensgebung von Räumen und Betriebsmitteln erfolgt idealerweise bereits bei der Planung. Hier ist Vorsicht geboten: Nicht immer ist die auf dem Plan oder dem Schema einfachste Bezeichnung die vor Ort am besten nachvollziehbare. Wie für die Anlage selbst sollten auch bei den Bezeichnungen genügend Reserven eingeplant werden. So beginnt man z. B. bei der Bezeichnung von Rollläden im Erdgeschoss mit den Nummern 0 bis 50, um im ersten Stock mit 100 bis 150 weiterzufahren. Somit bleiben genügend Nummern als Reserve für Änderungen und Ergänzungen. Eine einheitliche, durchgängige Bezeichnung von Sensoren und Aktoren vom Plan über die Installation bis zur Programmierung erleichtert die Arbeit aller Beteiligten immens. Eine nachträgliche Änderung von Bezeichnungen, die das Nachrücken ganzer Zahlenreihen zur Folge hat, sorgt hingegen für Verwirrung und falsche Zuordnungen.

Jetzt gleich ist der beste Zeitpunkt

Betriebsmittel müssen gleich nach der Montage beschriftet werden, Kabel direkt nach dem Einzug bzw. dem Verlegen. Verantwortlich ist hier der Installateur. Wer die Beschriftung aufschiebt, erlebt nicht selten ein böses Erwachen, wenn plötzlich vergessen ist, was man sich doch garantiert merken wollte. Wer nicht nachträglich aufwendig ausmitteln will, muss folglich immer gleich beschriften, was montiert wurde.

In Schaltgerätekombinationen wird jedes Betriebsmittel vor der Verdrahtung beschriftet. Bezeichnungskleber direkt auf den Schalt- und Schutzapparaten erleichtern die Arbeit, Gravur- und Bezeichnungsstreifen auf den Abdeckungen geben der fertigen Anlage eine aufgeräumte, ordentliche Erscheinung.

Ordentlich und dauerhaft

Auf Kabelisolationen verbleicht Filzstift schon nach wenigen Jahren, gedruckte Beschriftungsstreifen verbleichen an der Sonne. Wer sowohl Kunden als auch Kollegen eine saubere Installation hinterlassen will, setzt auf dauerhafte Beschriftungsmittel. Gravurschilder und UV-beständige Aufkleber leisten hier gute Dienste. Eine digitale Kopie von Plänen, Anleitungen, Fotos, Schemata und Legenden mit entsprechender Datenhaltung ist ebenso unabdingbar.

Sauber beschriftet
Zweckmässig und ästhetisch dank Integration in das Frontset.
Quelle: Electrosuisse

Beschriftungskonzepte: Einheit schafft Übersicht

In kleinen Anlagen genügen oft Augenmass und ein wenig Erfahrung, um sinnvolle Beschriftungen anzubringen. Sobald mehrere Verteiler, verschiedene Gebäudeteile oder gar mehrere Netzsysteme wie USV oder Notstrom involviert sind, wird ein systematisches Beschriftungskonzept unverzichtbar.

Ein durchgängiges Konzept sorgt dafür, dass die gesamte Anlage lesbar, wartbar und nachvollziehbar bleibt – nicht nur für die Ersteller, sondern auch für spätere Instandhalter und Kontrolleure. Gerade bei Umbauten oder Reparaturen kann eine einheitliche, gut dokumentierte Beschriftung viel Zeit und Missverständnisse sparen.

Ein gutes Konzept beginnt mit der einfachen Frage: Was muss überhaupt beschriftet werden? Je nach Anforderung kann die Detailtiefe der Beschriftung variieren – entscheidend ist, dass sie konsequent durchgehalten wird.

Im nächsten Schritt werden die vorhandenen Netze berücksichtigt: Normalnetz, USV oder DC-Teilnetze. Diese sollten bereits auf den ersten Blick unterscheidbar sein. Eine einfache, aber wirkungsvolle Methode ist der Einsatz von Farben: Orange für USV-Stromkreise, klassisch Schwarz für das Normalnetz. Die Farben können sich sowohl auf die Steckdosen selbst als auch auf die zugehörigen Beschriftungsträger beziehen – wichtig ist nur, dass sie konsistent eingesetzt werden.

Zuletzt wird definiert, was genau auf den Beschriftungsträger gehört: Gebäude, Etage, Raum, Funktion, Stromkreisnummer – je nach Anlagengrösse und Komplexität kann dies sehr knapp oder sehr ausführlich sein.

Zwischen Ästhetik und Funktion

So hilfreich und notwendig Beschriftungen auch sind – nicht überall sind sie willkommen. Gerade in architektonisch anspruchsvollen Umgebungen oder bei sichtbaren Installationen in Verkaufs- oder Wohnräumen gelten sichtbare Schilder oft als störend. In solchen Fällen ist Fingerspitzengefühl gefragt: transparente Träger, Gravurschilder mit dezentem Kontrast oder eine Integration in Designlinien können helfen, Funktion und Ästhetik unter einen Hut zu bringen.

Ein weiterer Kompromiss ist die Beschränkung auf das Notwendigste im sichtbaren Bereich – und die umfassende Beschriftung innerhalb der Schaltgerätekombination oder hinter Revisionsklappen. Wichtig ist, dass die sicherheitsrelevanten Informationen jederzeit eindeutig zugänglich sind.

Papier ist geduldig – der Leser nicht

Ein leidiges, aber häufiges Thema in der Praxis: Die Beschriftung ist zwar gut gemeint, sprengt aber den verfügbaren Platz. Wer jede Information auf jede Komponente drucken möchte, landet schnell bei kryptischen Kürzeln oder überlangen Etiketten. Ein Lichtschalter mit der Aufschrift UV-Wasseraufbereitung Süd-West OG rechts 21F9 mag zwar technisch korrekt sein – lesbar oder hilfreich ist er nicht.

Hier hilft ein abgestuftes System: Die Beschriftung auf dem Gerät gibt die wichtigsten Informationen an, etwa Funktion oder Stromkreisnummer. Die vollständige Bezeichnung findet sich dann in der Legende des Schemas oder digital im Anlagenbuch. Für wiederkehrende Begriffe und Gebäudeteile empfiehlt sich die Nutzung einheitlicher Kürzel oder Codes, um Platz zu sparen, ohne an Klarheit zu verlieren.