Das smarteste Tiny House der Schweiz

Ein vollautomatisiertes Tiny House in der Zentralschweiz beweist, dass minimaler Wohnraum maximalen Komfort bieten kann. Mit intelligenter Gebäudetechnik, hoher Energieautarkie und durchdachter Automation setzt es Massstäbe für nachhaltiges Wohnen.

Tiny House
Quelle: Trinkler Architekten AG

Es ist ein absolutes Unikat auf etwas mehr als 30 m². Ein hochautomatisiertes Tiny House, aussen mit filigraner Holz- und Glasfassade, PV-Paneelen auf dem Dach, innen mit einer behaglichen Mischung aus Sichtbeton und Holz. Ein kleines Herzensprojekt, das sich der Eigentümer hier erfüllt hat. Das kleine Häuschen vereint nahezu alle technischen Möglichkeiten, die heutzutage bestehen und kann dank intelligenter Nutzung von Sonnenlicht und Regenwasser praktisch autark agieren.

Luxus auf kleinstem Raum

Der Weg zum fertigen Haus war aber alles andere als einfach. Bis das kleine Schmuckstück bezugsbereit war, vergingen mehr als zwei Jahre. Wobei nicht die reine Bauzeit das Nadelöhr war, sondern der grosse Planungsaufwand. Das Mini-Haus ist keine Standardlösung, viele Details mussten daher zuerst erdacht und umgesetzt werden. Immer mit dem Ziel vor Augen, nicht ein Tiny House zu erstellen, bei welchem jede Ecke verbaut ist, sondern eines, bei dem ein schönes, grosszügiges Wohngefühl ohne Einbusse von Luxus entsteht. Das kompakte Zuhause verfügt über ein ausgeklügeltes Automatisierungssystem von Loxone, das jederzeit schnell und einfach erweitert werden kann. Dies kam beispielsweise bei der nachträglichen Ausrüstung einer Alarmanlage zugute. Praktisch alle Funktionen im Haus werden von den österreichischen Produkten gesteuert. Der Haus-Besitzer lobt hier insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Integrator Martin Zimmermann, der mit seinem Unternehmen Thinkinghouse GmbH für die komplette Automatisierung im Tiny House zuständig war: «Er hat meine Vision verstanden und für alle Probleme und Ideen eine Lösung gefunden», so der Eigentümer. «Alles ist per App steuerbar, und die Statistiken über alle Prozesse sind fabelhaft. Das System warnt mich bei Wasserleckagen oder wenn die Luftqualität nachlässt. Ungebetene Gäste, also Einbrecher, werden ausserdem sofort detektiert und mit der Alarmanlage vertrieben.»

Tiny House
Die PV-Anlage mit 2,34 kWp liefert in den Monaten März bis Oktober die Menge an Strom, die das Haus benötigt. In den Wintermonaten kann die Anlage den Energiehunger des Hauses nicht komplett decken.
Quelle: Trinkler Architekten AG

Kleines Haus, grosse Sicherheit

Gerade gewisse Sicherheitsaspekte waren nicht ganz simpel umzusetzen. Wie erwähnt wurde die Alarmanlage erst nachträglich installiert. «Martin hat hier tolle Arbeit geleistet, und das Haus ist nun rundum geschützt, ohne Fehlalarme zu produzieren.» Ein ganz wichtiger Punkt: Da jeden Tag Dutzende Menschen vor dem Haus vorbeilaufen und keine Fehlalarme produziert werden sollen, wurde das Testen der Anlage äusserst wichtig. Hier setzte der Smarthome-Spezialist Martin Zimmermann auf smarte Simulationstools.

Ebenfalls überwacht wird das Befüllen der Zisterne mit Regenwasser sowie die Gasleitung. In der Alarmzentrale ist jederzeit eine komplette Übersicht aller Systeme ersichtlich, inklusive Wassersensoren und Rauchmeldern. Je nach Ereignis meldet sich das System per Pushmeldung, E-Mail oder es kann sogar eine telefonische Alarmierungskette aktivieren.

Hoher Autarkiegrad

Das Haus ist ein kleines Meisterwerk, alles ist aufeinander abgestimmt. Die PV-Anlage liefert in den Monaten März bis Oktober die Menge an Strom, die das Haus benötigt. Dank Batterie steht diese Tag und Nacht zur Verfügung. Im Winter wird erfahrungsgemäss mehr Energie benötigt, und die Anlage kann den Energiehunger nicht komplett abdecken, insgesamt wird aber ein hoher Autarkiegrad erreicht, wie Martin Zimmermann bestätigt.

Das durchdachte Wassermanagement – es steht ein 1500-Liter-Regentank zur Verfügung – senkt den Frischwasserverbrauch enorm, langfristig rechnet der Besitzer damit, 70 Prozent des Verbrauchs durch Regenwasser abdecken zu können. Mit Hilfe von Filtern könnte der Grad in nicht allzu ferner Zukunft gar auf über 80 Prozent gesteigert werden.

Ein ganz besonderes Highlight des Hauses sind die Fenster. Aufgrund der Bauweise des Hauses und Platzmangels war es nicht möglich, herkömmliche Sonnen- beziehungsweise Sichtschutzstoren zu montieren. Die Lösung ist so simpel wie genial: Auf der Fensterglas-Innenseite wurde eine spezielle Folie aufgezogen, die unter «Strom» gesetzt werden kann. So können diese blickdicht geschaltet werden – im stromlosen Zustand ist die Folie blickdicht; bei angelegter Spannung wird sie transparent und man hat beste Sicht auf den Innenhof.

Tiny House
Klein, aber oho: In der Küche findet man alles, was zum Kochen benötigt wird.
Quelle: Trinkler Architekten AG

Hochautomatisiertes Wohnen

Um stets eine gute Luftqualität gewährleisten zu können, verfügt das Haus pro Etage über Sensoren, die die Feuchtigkeit, den CO2-Gehalt und die Temperatur messen. Der Nutzer kann hier selbstdefinierte Grenzwerte bestimmen – werden diese erreicht, meldet sich das System per Lautsprecher. Danach könnte eine automatische Stosslüftung aktiviert werden, oder man lüftet alternativ manuell. Das Lüften des kleinen Hauses ist äusserst effektiv und geht dank vollautomatischen Schiebetüren in Windeseile. «Selbst Käsefondue-Gerüche sind innerhalb weniger Minuten ausgelüftet», so der Eigentümer schmunzelnd.

Zum hochautomatisierten Wohnen gehören auch die diversen Betriebsmodi. Wird beispielsweise das Haus verlassen, geht das Haus in den Status «Abwesend». Alle Lichter, Türen und einige Funktionen (z.B. die Gaszufuhr) werden gesperrt. Umgekehrt wird beim Eintreten der Status «Anwesenheit» aktiviert, das Licht wird eingeschaltet, die Nachfüllautomatik für das Frischwasser wird freigegeben, etc. Ebenfalls könnte bei Abwesenheit auch eine Absenkung der Heizung aktiviert werden, um weitere Energie einzusparen.

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Tiny House
Blick von aussen auf das beleuchtete Tiny House: Zwei Stöcke, knapp 30 Quadratmeter Wohnfläche und hochautomatisiert.
Quelle: Trinkler Architekten AG
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Tiny House
Auf der Fensterglas-Innenseite wurde eine spezielle Folie aufgezogen, die unter «Strom» gesetzt werden kann. So können diese blickdicht geschaltet werden.
Quelle: Trinkler Architekten AG

Zutritt nur für geladene Gäste

Spannend gelöst wird auch der Zutritt zum Heim. Die Türen können über Code, Badge oder App geöffnet und geschlossen werden – ein Schlüssel wird grundsätzlich nicht benötigt. Eine 10-kWh-Batterie sichert die Versorgung ab. Jeder Vorfall wird registriert, sodass der Besitzer später auch analysieren kann, ob und wann ein Problem (z.B. ein Stromausfall) aufgetreten ist.

Die Türen sind sicher verschlossen und mit Bewegungssensoren abgesichert. Wird die Türe im Status «Abwesend» bewegt oder aufgebrochen, schaltet sich sofort die Alarmanlage ein. Die Notstromversorgung per Batterie sichert neben dem Zutritt auch die gesamte Technik inklusive der gesamten Sensorik, Ventile, Audio und Beleuchtung im Untergeschoss ab.

Natürlich ist das Haus aus architektonischer Sicht ein absoluter Eyecatcher, aber der wahre Zauber mit der gesamten Automation im Hintergrund ist nahezu unsichtbar und macht das Tiny House zu einem wahren Unikat.

thinkinghouse.ch