Arbeiten unter Spannung (AuS)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen erfordert von den ausführenden Personen ein hohes Mass an Kenntnissen, Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein. Doch wer darf solche Arbeiten ausführen und was gibt es alles zu beachten? 

Arbeiten unter Spannung
Quelle: Electrosuisse

1. Wenn unbedingt nötig, dann sicher

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen erfordern eine schriftliche Begründung, einen schriftlichen Arbeitsauftrag, spezifische Schutzmassnahmen und die entsprechende Ausbildung. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind gleichermassen gefordert. Der Arbeitnehmer muss die Voraussetzungen schaffen, dass die Forderungen der Starkstromverordnung (StV), der Verordnung über die Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten (VUV) sowie der SN EN 50110-1 durchgesetzt und eingehalten werden. Der Arbeitgeber muss den Arbeitnehmer dabei unterstützen. An unter Spannung stehenden Teilen darf erst gearbeitet werden, nachdem der Unternehmer die erforderlichen technischen, persönlichen und organisatorischen Schutzmassnahmen festgelegt hat.

Wichtig: 

2. Arbeitsmethode 3: Arbeiten unter Spannung

Als Arbeiten unter Spannung gilt gemäss SN EN 50110-1: «Jede Arbeit, bei der eine Person bewusst mit Körperteilen oder Werkzeugen, Ausrüstungen oder Vorrichtungen unter Spannung stehende Teile berührt oder in die Gefahrenzone gelangt.»

Grundsätzlich sollte immer die Arbeitsmethode «Arbeiten im spannungsfreien Zustand» gewählt werden. Erst wenn dies nicht möglich ist, wird unter Spannung gearbeitet. Vor der Ausführung solcher Tätigkeiten ist ein Gespräch mit dem Anlagebetreiber anzustreben, in welchem Gefahren erklärt und ein mögliches Arbeiten im spannungsfreien Zustand nochmals erörtert wird. Müssen die Arbeiten trotzdem unter Spannung durchgeführt werden, ist der Arbeitsauftrag schriftlich festzuhalten.

Beim Arbeiten unter Spannung unterscheidet man zwei Kategorien: Einfache Routinearbeiten (AuS 1) und Tätigkeiten, die besondere Anforderungen an das Personal, die Ausbildung und die Organisation stellen (AuS 2).

Arbeitsmethoden
Arbeitsmethoden für Tätigkeiten an elektrischen Anlagen (ESTI 407.0720).
Quelle: Electrosuisse

2.1 AuS 1

Als Arbeiten unter Spannung 1 (AuS 1) werden Arbeiten bezeichnet, bei denen unter Spannung stehende Teile bewusst berührt werden, jedoch keine Veränderung der Anlage stattfindet. Dazu gehören typischerweise messen und prüfen oder entfernen und anbringen von Abdeckungen.

Arbeiten unter Spannung 1 dürfen von einer Person allein ausgeführt werden. Die Person muss dabei für diese Arbeiten qualifiziert und ausgebildet sein.

Wichtig: 

  • Für AuS 1 ist das Tragen einer PSA erforderlich, sofern die Anlage nicht mindestens einen Schutz von IP2X aufweist.

Hinweise: 

  • Als AuS 1 gelten z. B. das Messen von Kurzschlussströmen, Drehfeldern oder Spannungen.
  • Das Anbringen und Entfernen von Abdeckungen (originale wie auch temporäre, z. B. Gummimatten) gilt ebenfalls als AuS 1.
  • Für Arbeiten gemäss AuS 1 muss der Auftrag klar, aber nicht zwingend schriftlich formuliert sein.

 

2.2 AuS 2

Als Arbeiten unter Spannung 2 (AuS 2) werden Arbeiten bezeichnet, bei denen unter Spannung stehende Teile bewusst berührt werden und die Anlage bewusst verändert wird. Dazu gehören der Austausch von Betriebsmitteln, eine Erweiterung der Anlage oder Verdrahtungsarbeiten ab spannungsführenden Teilen.

Arbeiten unter Spannung 2 müssen immer von mindestens zwei Personen ausgeführt werden. Beide Personen müssen einen EFZ in einer elektrischen Grundbildung aufweisen und zusätzlich eine spezielle Ausbildung absolviert haben (AuS-Kurs).

Wichtig: 

  • Für AuS 2 ist das Tragen einer PSA in jedem Fall erforderlich. Eine der beiden Personen ist als Arbeitsverantwortlicher (ArV) zu bestimmen.

Hinweise:

  • Als AuS 2 gilt z. B. das Ersetzen eines Leitungsschutzschalters ohne Freischalten der Anlage.
  • Beide Personen müssen entsprechend ausgebildet sein und die entsprechende PSA tragen.
  • Für Arbeiten gemäss AuS 2 muss der Auftrag klar und schriftlich formuliert sein (eine Ausnahme bilden Störungen).

AuS-Ausbildungen umfassen Theorie und Praxis. Die theoretische Ausbildung kann sowohl innerbetrieblich als auch ausserbetrieblich in Absprache mit dem Unternehmen erfolgen. In der theoretischen Ausbildung müssen, zugeschnitten auf die festgelegten Tätigkeiten, die Kenntnisse der Elektrotechnik, die für das sichere und fachgerechte Durchführen dieser Tätigkeiten erforderlich sind, vermittelt werden.